Veränderungen der Lebensbedingungen in Portugal nach dem EU-Beitritt
Nach dem EU-Beitritt im Jahre 1986 hat sich Portugal nach und nach zu einer auf Dienstleistungen ausgerichteten Ökonomie entwickelt. Mittlerweile sind Dienstleistungen für etwa zwei Drittel des Bruttoinlandsprodukts entscheidend. In den letzten Jahren wurden die Staatsausgaben reduziert und weit reichende Privatisierungen durchgeführt.
Am 1 Januar 2002 wurde der Euro als Zahlungsmittel eingeführt. Trotz des Maastricht-Vertrags übersteigt die Neuverschuldung Portugals derzeit über 3%.
Portugals Wirtschaftswachstum liegt bei 3.3% jährlich und damit weit über dem EU Durchschnitt, jedoch bleibt Portugal das ärmste Beitrittsland. Als Hindernis für stärkeres Wachstum von Produktivität und Beschäftigung hat vor allem strukturelle Probleme: beispielsweise das schlechte Bildungssystem und die hohe Analphabenrate. Aus diesem Grund gerät Portugal in den Wettbewerb mit Niedriglohnländern aus Mittel- und Osteuropa, Nordafrika und Asien. Außerdem ist Portugal für ausländische Direktinvestitionen nicht interessant. Die wenigen Investitionen stammen vor allem aus Großbritannien und Spanien. Die größte Investition war die Errichtung einer Autofabrik.
Arbeitslosigkeit
Die Arbeitslosigkeit lag 2006 mit 7,1 % knapp unter EU-Durchschnitt (7,5 %). Zu berücksichtigen ist, dass es einen großen informellen Sektor in Portugals Wirtschaft gibt. Der informelle Sektor beschäftigt einen gewissen Anteil der Arbeitslosen, welcher sonst in die Arbeitslosenstatistik fallen würden.
Außenhandel
Der Außenhandel wird zu etwa 80 % mit den EU-Partnern abgewickelt. Dabei hat Portugal ein großes Handelsbilanzdefizit sowie sein Zahlungsbilanzdefiziet, letzers ist allerdings nicht so hoch wie das Handelsbilanzdefizit, da es durch Einnahmen aus dem Tourismus gestärkt wird.
Der Export besteht hauptsächlich aus Bekleidung und Schuhen, Maschinen, Chemieprodukte, Kork sowie Zellstoff und Papier. Importiert werden dagegen Öl und Ölprodukte, Fahrzeuge und Maschinen.
Bodenschätze
Portugal gehört zu den weltweit führenden Nationen in der Wolframproduktion. Auf portugiesischem Gebiet sind unter anderem Kohle, Kupfer, Zinn, Gold, Eisenerze, Tonminerale, Wolframit und Uraninit zu finden.
In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts galt Portugal als einer der wichtigsten europäischen Lieferanten für Uran. Jedoch wurde der Uranabbau zu Beginn des 21. Jahrhunderts aufgrund zu geringer Produktivität eingestellt. Während des zweiten Weltkrieges versorgte sich unter anderem Deutschland mit Wolfram für die Waffenproduktion, sogar die Atombombe von Hiroshima enthielt portugiesisches Uran.
Landwirtschaft
Die Landwirtschaft Portugals zählt zu den unproduktivsten ganz Europas.Der Anteil der Landwirtschaft am Bruttoinlandprodukts liegt bei etwa 5%, wobei mehr als 15% der Arbeitskräfte im primären Sektor tätig sind. Daraus resultiert, dass viele Betriebe ihr Geschäft aufgeben mussten und mittlerweile nicht mehr selbst für den heimischen Markt produziert wird, sondern fast die Hälfte der Nahrungsmittel importiert werden.
Die Korkeichenplantagen und der Anbau von Mandeln befinden sich ebenfalls in einer tiefen Krise. Andererseits werden große Flächen mit schnell wachsendem Eukalyptus aufgeforstet und so der Zellstoffindustrie – einem wichtigen Wirtschaftsfaktor Portugals – Rohstoffe geliefert. Dies ist aus umweltpolitischen Gründen sehr bedenklich, weil Eukalyptus den Boden auslaugt, den ursprünglichen Wald und damit die Tierwelt verdrängt und selbst sehr leicht brennt, was zu den häufigen katastrophalen Waldbränden im Sommer führt.
Ähnlich wie die Landwirtschaft kämpft auch die Fischerei mit Produktivitätsproblemen. Die portugiesische Fischereiflotte ist gegenüber der spanischen weit im Hintertreffen. Der meiste Fisch wird importiert.
Tourismus
Für etwa 8 % des BIP ist der Tourismus verantwortlich, wobei die meisten Besucher aus Spanien und Großbritannien kommen. Die Algave ist dabei unangefochten das Zentrum.
Kenndaten
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Bruttosozialprodukt (Mrd. US$): 109,86 (1998), 109,99 (1999), 110,6 (2000),
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Bruttosozialprodukt / Einwohner (US$): 11.020 (1998), 11.010 (1999), 11.060 (2000)
Internationale Wirtschaftsbeziehungen
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Mitgliedschaften: EU, Europarat, NATO, WTO, OECD
Staatsausgaben
Zwischen 1992 und 2000 lag der Anteil der Staatsausgaben für